Das Anlegen von Sattel, Gurt oder Satteldecke kann für dein Pferd eine große Herausforderung sein. Als Fluchttier empfindet es diese Berührungen instinktiv als potenzielle Gefahr. Aber mit Geduld, einem strukturierten Vorgehen und einem guten Verständnis kannst du deinem Pferd diese neuen Erfahrungen entspannt und stressfrei näherbringen.
Warum ist die richtige Gewöhnung so wichtig?
Für dein Pferd ist es absolut unnatürlich, dass ihm jemand einen Gegenstand auf den Rücken legt oder etwas um den Bauch bindet. Diese Reize können Stress oder sogar Angst auslösen – insbesondere, wenn es zu schnell oder unachtsam passiert. Wenn du dein Pferd aber langsam und systematisch an diese Ausrüstung gewöhnst, verhinderst du, dass sich negative Verhaltensmuster wie Sattel- oder Gurtzwang entwickeln.
Dein Ziel: Dein Pferd soll die Ausrüstung als neutral empfinden und entspannt bleiben – egal, ob es gerade gesattelt wird oder die Ausrüstung bereits anliegt.
Erste Schritte: Sanfte Gewöhnung an die Satteldecke
Der erste Kontakt mit Ausrüstung sollte so einfach und positiv wie möglich gestaltet werden. Die Satteldecke ist dafür ideal, da sie leicht und gut zu handhaben ist.
- Entspannte Vorbereitung: Bevor du die Decke ins Spiel bringst, sorge dafür, dass du selbst ruhig und gelassen bist. Pferde spüren sofort, wenn du angespannt bist, und reagieren entsprechend.
- Annäherung: Führe die Decke in Ruhe an dein Pferd heran. Lass es daran schnuppern, wenn es möchte.
- Erster Kontakt: Berühre dein Pferd kurz mit der Satteldecke. Nimm die Decke sofort weg, wenn dein Pferd ruhig bleibt oder sogar mit einer entspannten Reaktion wie dem Kopfsenken reagiert.
Wiederhole diesen Schritt mehrmals, bis dein Pferd die Berührung gelassen akzeptiert. Wichtig ist, dass du immer kleine Pausen machst. So hat dein Pferd Zeit, die neuen Eindrücke zu verarbeiten.
Übergang zu längeren Berührungen
Wenn dein Pferd sich an die Bewegung der Satteldecke gewöhnt hat, kannst du die Übungen langsam ausweiten:
- Auflegen und Halten: Leg die Satteldecke sanft auf den Rücken und lass sie für einige Sekunden an Ort und Stelle. Beobachte dabei genau die Reaktionen deines Pferdes.
- Pausen nach intensivem Kontakt: Gib deinem Pferd nach jeder Übung eine Pause. Es verknüpft die Ausrüstung so mit Entspannung statt mit Stress.
- Den "Nullpunkt" verschieben: Dein Ziel ist es, dass das Aufliegen der Satteldecke – später auch des Sattels – vom Pferd als neutraler Zustand wahrgenommen wird.
Jeder Fortschritt sollte auf dem vorherigen aufbauen. Erhöhe die Reizstufe (z. B. das Gewicht des Gegenstands oder die Dauer des Kontakts) nur, wenn dein Pferd entspannt bleibt.
Deine Verantwortung: Stress vermeiden
Der Gewöhnungsprozess liegt ganz in deinen Händen. Dein Pferd braucht dich als klaren und entspannten Partner, der es durch diese ungewohnten Situationen führt. Hier ein paar wichtige Punkte, die dir helfen, Fehler zu vermeiden:
- Keine Hektik: Arbeite in kleinen, gut strukturierten Schritten. Wenn du zu schnell vorgehst, könnte dein Pferd unsicher oder ängstlich werden.
- Richtige Körpersprache: Sei selbst entspannt und achte auf die Signale deines Pferdes. Hochgeworfener Kopf, gespannte Muskeln oder hektische Bewegungen sind Anzeichen von Stress.
- Klare Abläufe: Halte dich an eine Routine. Dein Pferd fühlt sich sicherer, wenn es weiß, was als Nächstes passiert.
Mit Geduld zum Erfolg
Die Gewöhnung an Ausrüstung ist ein Prozess, der Zeit und Einfühlungsvermögen braucht. Es ist deine Aufgabe, deinem Pferd zu zeigen, dass es sich in deiner Nähe sicher fühlen kann – selbst in neuen und ungewohnten Situationen. Wenn du geduldig bist und kleine Fortschritte anerkennst, wird dein Pferd das Vertrauen aufbauen, das für eine entspannte Zusammenarbeit entscheidend ist.
Am Ende werdet ihr beide von diesem systematischen Training profitieren: Dein Pferd wird die Ausrüstung als natürlichen Bestandteil seines Alltags akzeptieren, und du hast einen entspannten und zuverlässigen Partner an deiner Seite.
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