Eva Theune fokussiert in ihrem Projekt den fairen Umgang mit Therapiepferden

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Meine Reise zur Pferdeverhaltenstrainerin (IVK) hat mein Jahr 2023 geprägt und meinen Horizont im Sinne für die Pferde so positiv erweitert. Ich hatte das große Glück die Ausbildung dabei mit der Unterstützung eines Teilstipendiums zu absolvieren.

Zu meiner Person: vor nunmehr 30 Jahren habe ich die Leidenschaft Pferd für mich entdeckt und vor 5 Jahren mein Hobby zum Beruf gemacht. Als Logopädin und Leiterin des pferdegestützten Therapiezentrums Gut Chattengau in Nordhessen, war und ist mein Ziel die Qualität meiner täglichen Arbeit mit dem Pferden zu optimieren und dies im Rahmen eines Projektes nach außen sichtbar zu machen.

Aufgrund unserer guten Vernetzung im deutschsprachigen Raum, habe ich mir im Rahmen des Stipendiums als Projekt gewählt, die Relevanz fairen Pferdetrainings und im alltäglichen Umgang mit Therapiepferden im Speziellen zu untermalen. Hierzu sollte insbesondere social media genutzt werden in Kombination mit einigen Optimierungen und Fortbildungen im eigenen Betrieb.

Wir alle kennen Pferde in sehr vielen Bereichen des Sportes und im Freizeitbereich. Aber Pferde finden auch in der Therapie zunehmend Beachtung, da sie eine Vielzahl an positiven Eigenschaften mitbringen und eine therapeutische oder pädagogische Behandlung wertvoll unterstützen können.

Die Aufmerksamkeit für das Thema Tierwohl ist aus meiner Sicht zurecht im Außen zunehmend wichtig und wird noch weiter an Wichtigkeit gewinnen. Sich diesem Thema anzunehmen und es positiv zu besetzen, kann einen wichtigen Beitrag in der Verbreitung des Tierwohlgedankens leisten. 

Für einen tierschutzgerechten Einsatz von Pferden in der Therapie sind verschiedene Faktoren unerlässlich. Dabei gibt es offensichtliche Aspekte wie beispielsweise Haltung, Fütterung, Ausrüstung. Das Verhalten und die Kommunikation von Pferden werden häufig erst dann genauer betrachtet, wenn es zu Problemen in der Arbeit mit den Pferden kommt. Und auch dann sind Wissensdefizite nicht selten und den Pferden wird aus verschiedenen Gründen Unrecht getan. Ich möchte Pferden in der Therapie eine Stimme zu geben und einen ethisch korrekten Einsatz von Pferden in der Therapie zu fördern.

Aus meiner Sicht ist die Arbeit mit Pferden im therapeutischen Bereich unter anderem so anspruchsvoll, weil es nicht um den reinen eins-zu-eins-Kontakt zwischen Reiter und Pferd geht, sondern eine Vielzahl von Menschen mit den Tieren in Kontakt und in Beziehung tritt. Im Bereich der Therapie sind es die Therapeutinnen, andere Mitarbeiterinnen und Ehrenamtliche, die in der Therapie assistieren oder ihren Beitrag in der Ausgleichsarbeit leisten und die Patient*innen mit verschiedenen Entwicklungsstörungen. Bei uns haben die Pferde pro Tag maximal drei Patientenkontakte, was inklusive Ausgleichsarbeit bis zu 7 verschiedene Menschen inkludieren kann. Um dies für die Pferde nicht zur Überforderung werden zu lassen, sondern im Gegenteil eine freudig besetzte Aufgabe, bedarf es kluger Strukturen und viel Wissen und Gespür für die Tiere.

In erster Linie geht es auch im Sinne der Unfallverhütung und für das physische und psychische Wohlergehen der Pferde darum, das Verhalten der Pferde korrekt einschätzen zu lernen und darauf entsprechend zu reagieren. Zu erkennen, wenn ein Pferd mit einem bestimmten Patienten überfordert ist und z.B. ein anderes Pferd zu wählen, was gerade die besseren Voraussetzungen mitbringt die Aufgabe zu bewältigen. Oder die Therapie anzupassen und eine andere Aufgabe zum Thema zu machen. Es ist eine großartige Gesprächseinladung in der Therapie Formulierungen zu finden, wie z.B.: „Ich habe heute kein gutes Gefühl, wenn ich mir die Rapunzel ansehe. Sie wirkt auf mich gerade angespannt und unruhig. Nimmst du das auch wahr? Woran erkennen wir Anspannung bei einem Pferd eigentlich? Was kommt dir anders vor als sonst? Kennst du das von dir selbst auch? Gibt es Tage, an denen du gestresst bist und vielleicht auch gar nicht weißt warum? Was machst du in solchen Momenten? Wie sorgst du für dich? Kannst du dir vorstellen, was Rapunzel jetzt brauchen könnte? Hast du eine Idee, was wir ihr Gutes tun könnten, um sie zu unterstützen? Woran könnten wir erkennen, dass es Rapunzel wieder besser geht?“

Eine reflektierende und wertschätzende Haltung dem Pferd gegenüber einzunehmen, ist letztlich auch eine wichtige Botschaft an unsere Patient*innen, das wir Lebewesen respektvoll gegenüber treten und hiervon prägt sich in der Regel ein inneres Bild über die Therapie hinaus.

Im Bereich der Strukturen wurde begonnen, für alle im Therapieeinsatz stehenden Pferde Leitfäden zu entwickeln, an denen sich die Menschen, die mit den Pferden arbeiten orientieren können. Hier werden alle Besonderheiten, Ausrüstung, etc.  eines Pferdes zusammengefasst und für alle zugänglich in der Sattelkammer ausgehängt.

Inzwischen konnten im Bereich der Weiterbildung bereits zwei interne Fortbildung für die Mitarbeiterinnen und Ehrenamtlichen angeboten werden. Themen waren hier zum einen Pferdeverhalten unter Einbezug der pferdespezifischen Besonderheiten in unserem Betrieb sowie zum anderen Trageerschöpfung und gesundherhaltendes Training. Für letzteres konnte Dr. Sandra Ruzicka gewonnen werden, die einen zweitägigen Kurs für 20 Teilnehmerinnen angeboten hat.

Über social media gibt es eine sehr positive Resonanz und es konnten mit dem Themenbereich Pferdeverhalten einige neue follower generiert werden, die Beiträge aktiv teilen und somit die Reichweite erhöht werden konnte. Einige erkundigten sich daraufhin über die Ausbildung bei uns und zeigten Interesse sich evtl. auch auf die Reise zum Pferdeverhaltenstrainer begeben zu wollen.

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Vivian Gabor

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