Altes Pferd – und jetzt?

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Alte Pferde sind wahre Schätze im Stall. Oft haben jahrzehntelange Erfahrungen, Geschichten und Fähigkeiten gesammelt und eine ganz besondere Verbindung zu ihrem Besitzer. Diese Senioren benötigen jedoch besondere Aufmerksamkeit und Pflege, um ihre Lebensqualität zu erhalten. Warum es für viele Pferderentner nicht die beste Lösung ist, sie einfach auf die Koppel zu stellen und sie sich selbst zu überlassen und wie als Pferdebesitzer die mentalen und körperlichen Bedürfnisse weiterhin befriedigen können, schauen wir uns in diesem Blogbeitrag an.

Wann ist ein Pferd eigentlich "alt"?

Unter Alterung wird allgemein der biologische Prozess verstanden, der mit dem Fortschreiten der Zeit zur allmählichen Verschlechterung der physischen und mentalen Funktionen führt. Typische Alterserscheinungen sind die eine verringerte Regenerationsfähigkeit oder die Abnahme von Muskelmasse und Muskelkraft, aber auch eine Verlangsamung des Stoffwechsels und eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen durch die Abnahme der Immunfunktion.

Wie bei uns Menschen ist das Altern auch bei Pferden ein ganz individuell und wird durch viele Faktoren wie die Rasse, die Nutzung und die Lebensumstände beeinflusst. Ab einem Alter von etwa 15 Jahren nehmen Alterserscheinungen jedoch zu - genau wie die Pflegebedürfnisse. Das passiert bei einem Pferd schneller, beim anderen Pferd langsamer. 

Was ist bei alten Pferden zu beachten?

Durch gezielte Pflege, Anpassung der Haltung und regelmäßige Gesundheitsüberwachung kann die Lebensqualität älterer Pferde sehr hoch gehalten werden. Es ist wichtig, die besonderen Bedürfnisse von Seniorpferden zu erkennen und darauf einzugehen, um ihnen ein glückliches und gesundes Leben zu ermöglichen. Dazu gehört mitunter die Anpassung der Fütterung genau so wie die Anpassung des Trainings an die individuellen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Einschränkungen. Wie bei einem jungen, gesunden Pferd eigentlich auch.

Viele Pferde profitieren davon, auch bis in das hohe Alter ihrer Leistungsfähigkeit entsprechend trainiert und beschäftigt zu werden. Leichte, regelmäßige Bewegung hilft dabei, die Mobilität und Muskelmasse zu erhalten und auch alte Pferde finden noch Spaß und Bestätigung in der Kopfarbeit und im Lerntraining.

Warum sind alte Pferde nicht unbedingt glücklich, wenn sie nur auf die Koppel gestellt werden?

Du kennst sicher auch die Angebote von "Rentnerplätzen", die alten Pferden ein glückliches, sorgloses Leben auf großen Koppeln versprechen. Für manche Pferde mag dies eine funktionierende Lösung sein, doch viel öfter ist es so, dass alte Pferde eigentlich noch mehr Überwachung und Pflege oder auch Ruhe und Schutz nötig haben, als ihnen dort geboten werden kann.

Dazu kommt, dass auch Pferde unter dem sogenannten "Bore-Out" leiden können, wenn sie komplett allein gelassen werden. Da das Gehirn ähnlich wie ein Muskel funktioniert, ist es eigentlich logisch, dass es für ein Pferd nur gut sein kann, wenn es weiter (angemessen!) gefordert wird, weiterhin Herausforderungen bewältigen und positive Erfahrungen machen kann. Auch im Alter in Bewegung zu bleiben ist wichtig und wirkt sich positiv auf den Körper aber auch auf die Psyche aus.

Das gilt eigentlich für alle Pferde. Aber insbesondere Pferde, die in ihrem Leben stets viel geleistet haben und eine Aufgabe hatten, können durchaus in ein Loch fallen, wenn ihnen das abrupt genommen wird. Deshalb ist es wichtig, dass alte Pferde langsam abtrainiert werden, damit sie ohne den Stress der schnellen Veränderung ihre Gewohnheiten umstellen können. Statt das Training also komplett von jetzt auf gleich einzustellen, können die Trainingseinheiten langsam verkürzt oder Pausen verlängert werden, bis der Umfang erreicht ist, der für eine gesunde, zufriedenstellende Erhaltung des Zustandes nötig ist.

Was bedeutet eine Haltungsumstellung für ein altes Pferd?

Die Haltung eines alten Pferdes kann herausfordernd sein - für alle Beteiligten. Die Änderung der Bedürfnisse im Alter kann manchmal dazu führen, dass die Haltung angepasst werden muss. Haltungsformen, in denen gewährleistet wird, dass sich das Pferd so bewegen kann, wie es das möchte, die nötige Ruhe findet und auch futtertechnisch passend versorgt sind, sind oft angebrachter und sicherer, als das einfache "Auf-die-Koppel-Stellen". Viele alte Pferde sind zum Beispiel in kleinen, ruhigen Offenstallgruppen glücklich.

Ist im Alter ein Umzug in einen neuen Stall notwendig, sollte auch diese Umstellung sehr langsam und behutsam vonstatten gehen. Eine neue Herde und eine neue Umgebung sind schließlich große Herausforderungen, die schnell belastend werden und die Leistungsfähigkeit eines alten Pferdes durchaus übersteigen können. 

Lernen bis ins hohe Alter

Auch alte Pferde können immer noch dazulernen und nehmen neue Aufgaben oft dankend an. Wenn die körperliche Leistungsfähigkeit nachlässt, kannst du als Pferdebesitzer vielleicht ein neues Beschäftigungsfeld für dich und dein Pferd entdecken: das Lerntraining. In diesem stellst du deinem Pferd eine ganz Aufgabe und begleitest sein Lernen, um diese zu Lösen. Je nach Aufgabe benötigt das Pferd dabei meist keine besonderen körperlichen Voraussetzungen sondern nur ein bisschen Neugier und Spaß daran, Neues zu lernen.

Eine sehr schöne Lernaufgabe, die alte Pferde ordentlich fordern kann, ist das Zuordnen von Tönen. Die Aufgabe ist es, dass das Pferd auf ein bestimmtes Geräusch (zum Beispiel ein auf dem Handy abgespieltes Quaken) hin Etwas bestimmtes berührt (zum Beispiel einen Froschstofftier) und im weiteren Verlauf lernt, zwischen mehreren Geräuschen und mehreren Stofftieren zu unterscheiden und sie entsprechend zuzuordnen. Das ist schon eine ziemlich komplexe Aufgabe, die in mehreren Schritten aufgebaut und trainiert wird und gleich mehrere Sinne (Hören & Sehen) beansprucht. In meinem Buch "Mein Pferd kann's" findest du neben der Anleitung für diese Übung noch viele weitere Ideen für Aufgaben, die auch alte Pferde sicher gern bewältigen. Eine Vorstellung des Buches von mir findest du hier auf YouTube.

Hier wird weiter gelernt:

In meinem Buch "Mein Pferd kann's!" findest du neben der Theorie kreative Aufgaben, um das Lernen deines Pferdes erfolgreich zu fördern.

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Vivian Gabor

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