Mein Name ist Nicole Görldt, ich bin 37 Jahre alt, promovierte Biologin und derzeit StudenƟn der Humanmedizin. Pferde begleiten mich seit meiner Kindheit – und sie sind für mich weit mehr als nur Tiere. Sie sind für mich zu treuen Gefährten geworden, die mir die Möglichkeit schenken, mich stetig weiterzuentwickeln und über mich hinauszuwachsen. In ihrer Nähe finde ich Ruhe, Klarheit und immer
wieder neue Erkenntnisse. Ein Leben ohne Pferde? Für mich unvorstellbar!

Und endlich war es nun soweit: Mein erstes eigenes Pferd sollte einziehen – ein Haflinger sollte es sein. Das stand für mich fest. Doch wie so oft im Leben kam alles ganz anders. Ein kleiner, verängstigter Spanier galoppierte mir buchstäblich vor die Füße, streifte mich mit einem herumfliegenden Hufeisen, und in diesem Moment war es um mich geschehen. Es war, als hätte er mich ausgewählt – Niñito. Er war erst kurz zuvor direkt vom Händler nach Deutschland gekommen – voller Angst und Misstrauen gegenüber dem Menschen. Als ich ihn in seinen neuen Offenstall brachte und ihm das Halfter abnahm, lief er davon ohne sich umzusehen. Die Flucht war sein einziger Weg. Genau hier begann unsere
gemeinsame Reise – voller Herausforderungen, aber auch voller leiser, tiefer Momente des Vertrauens. Mit dem klassischen Wissen aus Reitschulen kam ich bei Niñito nicht weiter. Ich konnte mich ihm kaum nähern, geschweige denn ihn berühren. Also tat ich das Einzige, was mir blieb: Ich beobachtete. Ich lernte von der Herde und der Leitstute, von seinem Verhalten im Miteinander. Ich mischte mich unter die Herde und übernahm Schritt für Schritt ihre Sprache. Stück für Stück näherte sich Niñito mir, schloss sich mir an – aus eigenem Antrieb, ohne Zwang. Mein Herz machte wahre Freudensprünge vor Glück! Bis heute verbindet uns eine tiefe, ehrliche Beziehung – geprägt von Vertrauen, Respekt und
gegenseitigem Verständnis. Niñito hat mir gezeigt, wie Pferde wirklich denken, fühlen und lernen. Und er hat in mir den Wunsch geweckt, genau dieses Verständnis weiterzugeben und meine Erfahrungen zu teilen.
Diese Erfahrung war der Auslöser für meinen Weg zur Pferdeverhaltenstrainerin – und letztlich für die Gründung von Equisensation. Dank der finanziellen Unterstützung durch das Stipendium war es mir möglich die Ausbildung zu beginnen. Mein Herzensanliegen ist es, Pferden eine Stimme zu geben – und
ihren Menschen zu helfen, diese Sprache zu verstehen. Mit meinem Projekt „Sprache braucht keine Worte“ verfolge ich genau dieses Ziel: ein tieferes Verständnis zwischen Mensch und Pferd zu schaffen. Denn Pferde kommunizieren ständig mit uns – wir müssen nur lernen, hinzusehen und zuzuhören. Auch
wir senden fortwährend Signale, bewusst oder unbewusst, und treten damit in einen ständigen Dialog mit dem Pferd. Unsere Körperhaltung, unsere Mimik, die Energie jeder Bewegung – all das spricht für sich. Doch vielen Menschen ist diese Form der Kommunikation nicht bewusst. Sie wird übersehen oder falsch interpretiert. Das kann zu Missverständnissen führen – und zu Situationen, die wir vorschnell als „Problemverhalten“ bezeichnen. Dabei handelt es sich meist um erlernte Strategien des Pferdes mit unangenehmen oder unklaren Situationen umzugehen. Ich möchte helfen, diese Missverständnisse aufzulösen. Für mehr Vertrauen, mehr Leichtigkeit und mehr Freude in der gemeinsamen Arbeit mit
dem Pferd.
Dieses Jahr habe ich mir einen lang gehegten Traum erfüllt und meine eigene selbstständige Tätigkeit unter dem Namen Equisensation ins Leben gerufen. Mein Ziel ist es, Menschen dabei zu unterstützen, ein feines Gespür und ein tieferes Verständnis für Pferde zu entwickeln – als Grundlage für ein Miteinander, das von Achtsamkeit, Wertschätzung und Respekt getragen wird. Besonders am Herzen
liegt mir dabei die Arbeit mit Kindern. Denn hier wird der Grundstein gelegt – für ein bewusstes, verantwortungsvolles und liebevolles Miteinander. In mehrtägigen Kursen möchte ich schon den Kleinsten spielerisch und mit Freude vermitteln, wie wichtig der respektvolle Umgang mit Pferden ist. Sie lernen dabei nicht nur die Körpersprache der Tiere kennen, sondern auch, was zu einer artgerechten
Haltung, Pflege und Versorgung dazugehört – und welche Verantwortung es bedeutet, für ein Lebewesen zu sorgen. Darüber hinaus möchte ich auch erwachsene Pferdebesitzer:innen erreichen – insbesondere über Vortragsreihen in nahegelegenen Kliniken und Einrichtungen. Ich möchte zum Nachdenken anregen, zum Innehalten und Hinsehen. Und dabei helfen, einen Perspektivwechsel zu
ermöglichen: hin zu mehr Achtsamkeit, mehr Verständnis – und einem neuen Blick auf das Verhalten ihrer Pferde.

Mit Equisensation möchte ich Brücken bauen – zwischen Mensch und Pferd, zwischen Wissen und Gefühl, zwischen Sehen und Verstehen. Denn echte Verbindung braucht keine Worte. Sie entsteht im achtsamen Miteinander, im Zuhören, im Fühlen. Equisensation steht für Empathie, Achtsamkeit und
respektvolles Handeln – fernab von Druck oder Zwang. Meine Vision: Pferden eine Stimme geben. Und Menschen helfen, sie zu hören. Ob im Einzelunterricht, Kursen oder Vorträgen – ich möchte Räume für neue Perspektiven eröffnen.
Equisensazion – Verbindung beginnt im Verstehen.